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SWR2 Kultur Aktuell
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Welche Bücher sind neu, was läuft im Kino, wie sieht die Festivalsaison aus und worüber diskutieren Kulturwelt und Kulturpolitik? Im Podcast SWR Kultur Aktuell widmen wir uns täglich den Nachrichten, mit Hintergründen, Gesprächen, Kritiken und Tipps. Damit Sie nichts Wichtiges mehr verpassen! Zur Sendung in der ARD Audiothek: https://www.ardaudiothek.de/sendung/swr2-kultur-aktuell/12779998/
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1 Irina Rastorgueva – Pop-up-Propaganda. Epikrise der russischen Selbstvergiftung 4:09
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„Pop-up-Propaganda“ hat Irina Rastorgueva ihr neues Buch genannt, weil die heutige Putinsche Wirklichkeitsvernebelung im Grunde ganz ähnlich funktioniert wie in der Zarenzeit, wo einst für Katharina die Große Potemkinsche Dörfer errichtet wurden. Da, wo sich der Autokrat Putin blicken lässt, werden nämlich auf einmal Straßen ausgebessert und Hausfassaden gestrichen. Doch leider besucht der heutige Kremlherrscher, wenn überhaupt, nur noch regionale Zentren. Die Peripherie – und die ist im riesigen Russland fast überall – darf sehen, wo sie bleibt. Dort werden Krankenhäuser und Schulen geschlossen und im Winter die Straßen nicht mehr geräumt. Absurdes Theater für die russische Öffentlichkeit Noch erschütternder als der Verfall der Infrastruktur ist das „absurde Theater“ der russischen Öffentlichkeit, wie Rastorgueva es nennt, das inzwischen zum totalen geistigen und moralischen Verfall des Landes geführt hat, gipfelnd in einem imperialistischen Krieg, mit dem die russische Sargindustrie kaum mehr Schritt halten kann. Die Produktion von Propaganda läuft dagegen auf Hochtouren, wie Rastorgueva an Dutzenden von Beispielen zeigt. So auch an einem Bericht von Russia Today über die angebliche Flucht eines ukrainischen Rabbiners vor den vermeintlich antisemitischen Kiewer Behörden. Es wurden Aufnahmen der Synagoge mit den Worten „Tod den Jidden“ und einem Hakenkreuz gezeigt. Außerdem wurden Ausschnitte aus einem Interview mit Rabbi Mikhail Kapustin serviert. In dem Video packt er seine Sachen und sagt: „Ich will nicht weggehen. Aber ich möchte, dass sich meine Kinder sicher fühlen. Deshalb gehe ich.“ Tatsächlich handelt es sich aber nicht um eine Synagoge in Kiew, sondern um eine Synagoge in Simferopol, an der die Schmierereien erschienen, nachdem das russische Militär die Krim besetzt hatte, von wo Kapustin in die Ukraine geflohen war. Quelle: Irina Rastorgueva – Pop-up-Propaganda. Epikrise der russischen Selbstvergiftung Russische Medien als Sprachrohre des Putinismus Um solche Fälschungen, die zum üblichen Instrumentarium der Kremltreuen gehören, entlarven zu können, hat Rastorgueva drei Jahre lang die russischen Medien durchforstet, von staatlichen Sendern bis zu Telegram, von unabhängigen Nachrichtenkanälen bis zur Sonntagabend-Talkshow des Hetzers Wladimir Solowjow im Staatsfernsehen. Am Rande erfährt man dabei auch, dass Gestalten wie Solowjow oder sein Journalistenkollege Dmitrij Kisseljow in den 1990er-Jahren und teils darüber hinaus noch liberale Ansichten vertraten. Heute sind sie Sprachrohre des Putinismus. Neben dem Hass auf die Ukraine und insbesondere Wolodymyr Selenski steht der Hass auf das angeblich sittenlose „Gayropa“ im Vordergrund. Aktuell ist auch der Ausdruck „Liberast“ im Schwange, eine Zusammenziehung aus „liberal“ und „Päderast“. Angebliche westliche Vernichtungspläne „Dem Westen“ wird auch unterstellt, Vernichtungspläne gegen Russland zu schmieden. Zur Verbreitung solcher Lügen gibt sich etwa Michail Kowaltschuk, Leiter des Kurtschatow-Instituts, Russlands führender Kernforschungsanstalt, her. Seinen Informationen zufolge erarbeiten amerikanische Ethnogenetiker Waffen, die für eine ethnische Gruppe ungefährlich und für eine andere tödlich sind. Die heutigen russischen Behörden beschuldigen die Vereinigten Staaten seit 2009 permanent, biologische Waffen auf dem Territorium der Ukraine, Georgiens, Kasachstans und Armeniens zu entwickeln. Und das ohne jeden Beweis. Quelle: Irina Rastorgueva – Pop-up-Propaganda. Epikrise der russischen Selbstvergiftung In einem Vierteljahrhundert Putin hat die Kremlpropaganda die Dimensionen einer eigenen Wirklichkeit angenommen, stellt Rastorgueva nüchtern fest. Wo immer man ihr Buch aufklappt, springt einem die russische Paranoia entgegen. Es bietet dem Leser eine wohl einzigartige Binnenperspektive auf das heutige Russland.…

1 „Sachlich - Kritisch - Magisch. Der neue Realismus um 1925“ im Museum Engen 4:26
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Schlüsselwerk der Neuen Sachlichkeit 1925 malt Immanuel Knayer den „Arbeiter“. Das Porträt eines Mannes, der an einem Holztisch mit Kaffeetasse sitzt und eine Pause von seiner scheinbar körperlich harten Arbeit macht . Das lassen seine kräftigen und schmutzigen Hände vermuten. Der Blick des Mannes ist nachdenklich. Für Museumschef und Kurator Velten Wagner ist dieses Bild ein Schlüsselwerk der Neuen Sachlichkeit: Schauen sie mal in sein Gesicht. Das ist kein dummer Malocher, wie man Arbeiter ja gerne herabgesetzt hat in dieser Zeit. Sondern, das ist ein introvertierter, versonnener Blick. Das ist ein Mensch mit Geist. Und ein Mensch mit Verstand. Und diese Art von würdevoller Darstellung eines Arbeiters, das gab es vorher in dieser Form nicht. Quelle: Museumschef und Kurator Velten Wagner über das Bild „Arbeiter“ von Immanuel Knayer „Neue Sachlichkeit“ will der Realität genau ins Auge sehen Für Velten Wagner wirft die Neue Sachlichkeit, die als Kunstströmung zwischen den beiden Weltkriegen entsteht, einen neuen Blick auf die Welt: „Die neue Sachlichkeit ist ja eine Reaktion auf den Expressionismus. Der Expressionismus war viel introvertierter. Da ging es um ein visionäres, auch utopisches Menschenbild. Die Neue Sachlichkeit hat einen präzisen Blick auf den Menschen. Einen analytischen Blick. Man will der Realität genau ins Auge sehen“. Gegenüberstellung der Extreme der Zeit Und diese Realität ist eine Zeit der Extreme. Aufbau – Zusammenbruch. Wohlstand – Armut. Velten Wagner zeigt das, indem er an vielen Stellen der Ausstellung Arbeiten nebeneinander präsentiert, die genau diese Extreme verdeutlichen. Etwa zwei Werke des Malers Rudolf Schlichter, einmal eine Bäuerin, die eine Kuh melkt. Eine sehr beschauliche Szene. Und gleich daneben eine Massenmordszene, die das ganze Chaos und die Brutalität dieser Zeit zum Ausdruck bringt. Natürlich mit Bezug auf die Schlachterei des Ersten Weltkriegs. Zum anderen deutet das Bild ist von 1932 schon die Zeit des Nationalsozialismus an. Portraits eigenwilliger Frauen Inwiefern Frauen die Weimarer Republik als eine Zeit der Extreme erleben, veranschaulichen relativ viele Werke in der Engener Ausstellung. 1919 dürfen Frauen in Deutschland zum ersten Mal wählen, und auch an staatlichen Hochschulen Kunst studieren. Das taten etwa Hannah Nagel oder Alice Sommer. Sie zeichnen Frauen mit wilden Kurzhaarfrisuren, Zigaretten im Mund und eigenwilliger Kleidung. Die sind alle ein bisschen herb und holzig im Gesicht, nicht unbedingt Frauen, wie man es sich als Schönheitsideal vorstellt. Aber sie sind eigenwillig und sie werden ihren Weg gehen. Diese eigenwilligen Frauen sind in Engen viel zu sehen – alle von Frauen gemalt. Der Welt den Spiegel vorhalten Andere Werke zeigen wiederum das Elend der Frauen, für die Prostitution der einzige Ausweg ist, die hungernde Familie zu ernähren. „Ich will der Welt den Spiegel vorhalten“ sagte etwa Karl Hubbuch, einer der Hauptvertreter der Neuen Sachlichkeit. Hubbuch malte den Sexualmord an einer Frau, die entblößt und blutverschmiert in einem Waldstück liegt, ihr Mörder im Hintergrund wirft gerade noch einen Blick auf die Leiche: Also das hier ist wirklich die brutale Realität. Der Arm ist verdreht. Sie fällt nach rechts unten– ins Nichts – diese ermordete Frau. Das ist eine wuchtige und subtil brutale Darstellung, wie man sie nicht toppen kann. Es ist unglaublich, was Frank Brabant zusammengetragen hat. Und was man daraus machen kann: nämlich ein Panorama dieser Zeit. 85 Werke des Wiesbadener Sammlers Frank Brabant 85 Werke des Wiesbadener Sammlers Frank Brabant konnte Velten Wagner für die Sonderausstellung im Städtischen Museum in Engen auswählen. Brabant hat jahrzehntelang insbesondere Bilder gekauft, die in der Zeit der Weimarer Republik entstanden sind. Mit einem „Panorama dieser Zeit“ verabschiedet sich Velten Wagners in Engen. Der Kulturamtschef und Direktor des Städtischen Museums geht in den vorzeitigen Ruhestand, nachdem er über 20 Jahre lang mit vielen Sonderausstellungen das Haus weit über die Region hinaus bekannt gemacht hat. Mit seiner letzten Schau zur „Neuen Sachlichkeit“ liefert Wagner nochmals ein überzeugendes und gut zugängliches Ausstellungskonzept. Ein gelungener Schlusspunkt.…

1 Mainzer Historikerin: Die Fastnacht bietet Potenzial, auf die Demokratie acht zu geben 5:54
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Die „Fastnacht bietet Potenzial, auf die Demokratie acht zu geben“, sagt die Mainzer Historikerin Maylin Amann in SWR Kultur. Denn die fünfte Jahreszeit habe immer auch die Aufgabe, subversiv zu sein und die Mächtigen zu hinterfragen. Das zeigten auch die Beiträge der Mainzer Fastnacht. „Da wurde immer wieder ganz klar gemacht: Wir stehen auf demokratischem Boden.“ In der NS-Zeit ideologisch vereinnahmt Während des Nationalsozialismus sei das allerdings anders gewesen, betont die Historikerin. Damals habe sich die Mainzer Fastnacht sehr wohl vereinnahmen lassen und habe, wie alle Vereine, Jüdinnen und Juden ausgeschlossen. Die NS-Machthaber wollten die Fastnacht umdeuten: vom christlich geprägten Brauch hin zum germanischen Brauchtum. Aber auch diesen Teil der Geschichte müsse man differenziert betrachten: Auch für Widerstand gebe es Beispiele in der Fastnachtsgeschichte.…

1 Oscar-Gewinner aus Schwäbisch Hall: Gerd Nefzer erneut in Los Angeles ausgezeichnet 11:38
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Es sei vielleicht die schönste Oscar-Show bisher gewesen, so Nefzer am Morgen nach der Preisverleihung in SWR Kultur. Das Gefühl, bei diesem Ereignis dabei zu sein, sei einfach unbeschreiblich. Ich stehe ja nicht oft mit echten Stars auf dem roten Teppich. Das wird nie zur Routine. Quelle: Gerd Nefzer aus Schwäbisch Hall nach seiner dritten Oscar-Verleihung in Los Angeles Größter Aufwand für Ritt auf einem Sandwurm Die verlangten Spezialeffekte für „Dune 2“ seien sehr aufwändig gewesen. Die größte Herausforderung war die Schlüsselszene, in der Hauptdarsteller Timothy Chalamet auf einem Sandwurm reitet, berichtet Nefzer: „Regisseur Denis Villeneuve hat uns gesagt: wenn diese Szene nicht gut ist, ist der ganze Film nichts.“ Trotz digitaler Nachbearbeitungen und Ergänzungen stecke in solchen Szenen immer noch sehr komplizierte selbstgebaute Mechanik, erklärt der Spezialeffekt-Künstler. Heimatverbundener Agrartechniker Nefzer ist eigentlich studierter Agrartechniker und kam in den späten 1980er-Jahren durch seinen Schwiegervater und seinen Schwager zum Filmgeschäft. Beide betrieben damals einen Filmauto-Verleih in Schwäbisch-Hall. Mit Nefzers Einstieg wurde die Spezial-Effekte-Sparte ausgebaut. Traktorfahren, um den Kopf frei zu bekommen Trotz einer Filiale in Potsdam-Babelsberg hat die Firma ihren Haupsitz immer noch in der Kleinstadt am Kocher. „Es ist schön hier, und ich bin nicht so der Typ für Großstädte“, so Nefzer. Außerdem pflegt er immer noch Kontakt zu den landwirtschaftlichen Betrieben, in denen er vor Jahrzehnten seine Ausbildung machte. Um den Kopf frei zu bekommen vom Filmgeschäft, hilft er dort gerne mal aus, am liebsten beim Traktorfahren.…

1 Drachen und Erotik – Das Erfolgsrezept von „Onyx Storm“ und der „Flammengeküsst“-Reihe 5:46
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Manchmal passiert es einfach, fast wie Zauberei: Ein Buch kommt auf den Markt und plötzlich sieht man es überall. In Buchhandlungen, in den Händen der besten Freundin und der Kolleginnen, auf TikTok und ganz oben auf den Bestsellerlisten. Die „Empyrean“-Reihe – auf deutsch: „Flammengeküsst“ – der US-Amerikanerin Rebecca Yarros ist genau so ein Phänomen. Innerhalb kürzester Zeit wurde die Reihe millionenfach verkauft und mit „Onyx Storm“ ist Ende Januar diesen Jahres der dritte von insgesamt fünf geplanten Teilen erschienen. In der ersten Verkaufswoche in den USA verkaufte sich „Onyx Storm“ 1,3 Millionen Mal und ist damit der in kürzester Zeit meistverkaufte Erwachsenenroman seit 20 Jahren. Wahrscheinlich, weil die Bücher gut geschrieben sind und den Nerv der Zeit treffen, könnte man meinen. Oder steckt mehr dahinter? Nina Wolf hat die Reihe gelesen und beim deutschen Verlag nachgefragt, was die Bücher zum Kassenschlager macht.…
Mexiko-City im Jahr 2030: Ein Großbrand im Stadtwald Bosque de Chapultepec verwüstet den Friedhof Panteón Civil de Dolores, wo sowohl Berühmtheiten als auch Namenlose begraben sind. Außerdem zerstört das Feuer den Zoo der mexikanischen Hauptstadt – und alle Tiere, bis auf ein Emu-Küken, sterben. Vor dem Hintergrund dieser imaginierten Katastrophe erzählt Jorge Comensal in seinem Roman „Diese brennende Leere“ zwei Lebensgeschichten, die von Karina und Silverio, die sich irgendwann kreuzen. Schmerzhafte Suche nach der Wahrheit Karina ist eine 25-jährige Physikerin. Sie forscht zu einer neuen Theorie der Schwerkraft und lebt seit frühester Kindheit bei ihrer dem Whisky verfallenen Großmutter Rebeca. Karinas Eltern haben ein Grab auf dem Panteón Civil de Dolores. Als die junge Frau den Verdacht schöpft, dass Vater und Mutter gar nicht gemeinsam bei einem Verkehrsunfall gestorben sind, wie man ihr immer erzählt hat, macht sie sich auf die schmerzhafte Suche nach der Wahrheit. Sie kann nicht glauben, dass Rebeca, die geschwätzigste Frau der Welt, all die Jahre ein Geheimnis vor ihr bewahrt hätte. Was kann ihre Mutter verbrochen haben, dass ihre Großmutter sie derart hasst? Dieser Groll würde erklären, warum sie ihr hartnäckig jedes Andenken verweigert. (Mit keinem Wort erwähnt ihre Großmutter die verstorbene Schwiegertochter.) Als hätte sie nie existiert. Quelle: Jorge Comensal – Diese brennende Leere Silverio wiederum ist Friedhofswärter und hat in der Nacht des verheerenden Brandes Dienst. Nachdem er sich mit Mühe und Not vor den Flammen gerettet hat, sitzt er erschöpft im Wachhäuschen – da ruft ihn seine Teenager-Tochter Daenerys an, mit der er eigentlich keinen Kontakt hat. Ich mache mir solche Sorgen um die Giraffen, die Flamingos, die Kalifornischen Kondore, sie stehen auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten.“ – „Hör mal, meine Tochter …“ – Silverio waren die vom Aussterben bedrohten Tierarten sowas von egal – „… als ich eben glaubte, mein letztes Stündchen hätte geschlagen, habe ich ganz doll an Dich gedacht. Ich will, dass wir uns häufiger sehen. Ich rede mit deiner Mamá, damit sie da nichts gegen hat, ja? Es ist nicht richtig, dass du so gar nichts von deinem Papá hast.“ Quelle: Jorge Comensal – Diese brennende Leere Neue Vater-Tochter-Beziehung Die neue Vater-Tochter-Beziehung, die sich aus Daenerys‘ Sorge um die Tiere des Zoos entwickelt, ist so ungefähr das einzig Schöne, das in Silverios Leben passiert. Ansonsten kämpft er mit finanziellen Problemen und Süchten, muss Schutzgeld für seinen Bruder zahlen – einen Auftragsmörder hinter Gittern – und sich um seine depressive Mutter kümmern. Von den Sorgen, Nöten und Tragödien der beiden einsamen Großstadt-Bewohner Silverio und Karina erzählt Jorge Comensal in einer frischen, unverblümten und dialogreichen Sprache. Es gibt in seinem Buch auch viel Situationskomik – all das verhindert, dass die Handlung ins allzu Schwere abgleitet. Spannend ist der Roman zudem: Wir wollen wissen, was mit Karinas Eltern wirklich passiert ist. Und dadurch, dass der Roman auf verschiedenen Zeitebenen hin- und herspringt, fordert er sie Lesenden. Extremhitze, Wassermangel, tödliche Flammen Das Interessanteste an dem Roman aber ist das Zukunftsszenario, das Comensal entwirft. Es ist eben keine in weiter Ferne liegende Apokalypse – beklemmend und zugleich völlig abstrakt. Der Autor schaut nur wenige Jahre voraus und hat mit 2030 sicher nicht zufällig das Jahr gewählt, das die Staatengemeinschaft als Zielmarke für nachhaltige Entwicklung gesetzt hat. Der Tod der Zoo-Tiere kann als Allegorie auf das globale Artensterben verstanden werden. Aber er erscheint auch sehr real – angesichts der Brände von Los Angeles mit ihren katastrophalen Folgen. Extremhitze, Wassermangel und tödliche Flammen: Als Jorge Comensal „Diese brennende Leere“ 2022 in Mexiko veröffentlichte, konnte er nicht ahnen, dass die Wirklichkeit die Zukunftsfiktion bereits drei Jahre später übertreffen würde. Trotzdem oder gerade deshalb ist diese literarische Auseinandersetzung mit den Folgen des Klimawandels originell und lesenswert.…

1 Kunst im Zwangsarbeitslager: Die Bilder gaben ihnen ein wenig Individualität zurück 4:36
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Als „lebende Legende“ feiert ihn die sowjetische Geschichtsschreibung: Marschall Woroschilow, Verteidigungsminister im sogenannten Großen Vaterländischen Krieg. Sieben Orden schmückt seine Heldenbrust, die Miene erstarrt, weilt sein Blick in der Ferne. Karl Brandsch: Kunstlehrer als Propagandazeichner Das Porträt ist 1945 im Zwangsarbeitslager im Donbass entstanden, angefertigt von dem aus Siebenbürgen stammenden Künstler Karl Brandsch. Die Lagerleitung hatte den ausgebildeten Kunstlehrer als Propagandazeichner entdeckt. „Weil man wenig Fotomaterial hatte, hat man diese Künstler zwangsverpflichtet, für die Amtsstuben Porträts der sowjetischen Nomenklatura dann zu malen“, erklärt Markus Lörz, Leiter des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim. Oder Skizzen von sogenannten „Bestarbeitern“ zu erstellen, die dann für die Wandzeitung genutzt wurden. Solche „Bestarbeiter“ sollten wegen ihrer besonderen Leistungen im Bergwerk ausgezeichnet werden. „Typische Propaganda-Aufgaben also. Das war zwar viel angenehmer, als in der Kohlemine zu arbeiten – bot aber auch keine Möglichkeit, sich künstlerisch selbst zu entfalten.“ Ähnlichkeit war gefragt und Schnelligkeit. Ihre Porträts: Eine Galerie erstarrter Gesichter. Weil sich Karl Brandsch gelegentlich ein paar individuelle Striche erlaubte, wurde er strafversetzt. Landschaften außerhalb des Lagers Als er noch nicht in Ungnade gefallen war, durfte er die Landschaft im Umfeld seines Lagers malen. Das Aquarell zeigt eine weite, ruhige Landschaft, nur ganz am Rand sind die Schemen mehrerer Wachtürme zu erkennen. Die Farben für dieses Bild hat Karl Brandsch selbst mitgebracht, erzählt Markus Lörz: Es war ihm für sein Selbstverständnis als Künstler wichtig, dass er selbst unter den sehr wenigen Dingen, die er als Deportierter mitnehmen durfte, seinen Aquarellkasten mit dabei hatte. Quelle: Markus Lörz, Leiter des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim In Briefen nach Hause beschrieb er, wie leid es ihm tue, dass er diese schönen Aquarellfarben für minderwertige Aufgaben verbrauchen musste, wie Wände zu dekorieren beispielsweise. „Daran sieht man, wie wichtig ihm seine Kunst war“, sagt Markus Lörz. Viele Arbeiten sind verschollen oder zerstört Die aktuelle Ausstellung im Grafikkabinett des Siebenbürgischen Museums konzentriert sich ausschließlich auf Kunst, die während der Zwangsarbeit im Lager entstanden ist. Ein seltener Schatz, denn manche Arbeiten haben die Zeit nicht überstanden, andere sind im Lager verblieben und später verschollen. Ein Teil aber blieb erhalten, weil die Häftlinge ihre Werke mitnehmen oder an die Familie geben durften. Es sind Bilder auf braunem, oft verschmutztem Papier, in dem die harte Lebensrealität der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aufschimmert. Und bis auf das eine Landschaftsaquarell sind es ausschließlich Porträts. Comichafte Bilder von Friedrich Amberg Dabei sticht eine Serie colorierter Miniskizzen ins Auge: fast schon comichafte Bilder von Mitgefangenen, eine bunte Gesellschaft von Frauen und Männern in geflickter Arbeitskleidung, mit Schaufel oder Eimer in der Hand, die der Künstler Friedrich Amberg geschaffen hat. „Von ihm wissen wir leider nicht viel“, erläutert Markus Lörz. „Er hat auf einem kleinen DIN A6 Notizblock die Menschen um ihn herum in einer manchmal ironischen Weise, manchmal anrührenden Weise porträtiert.“ Weil alle meist Lagerkleidung und eine Gefangenennumer zu tragen hatten, habe er ihnen somit ein Stück Individualität zurück gegeben. Diese kleinen Zettelchen hat er teils an die Dargestellten verschenkt, um ihnen eine kleine Freude zu machen. Quelle: Markus Lörz, Leiter des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim Friedrich von Bömches: Zwangsarbeiter mit Krawatte Ähnlich agierte auch der dritte Künstler dieser kleinen Ausstellung: Friedrich von Bömches. Um einem Mitgefangenen mehr Persönlichkeit zu verleihen, zeichnete er ihn mit Anzug und Krawatte. Bömches hat seine zum Teil traumatische Lagerhafterfahrung später sehr eindrücklich in einem großen Ölgemälde-Zyklus zum Ausdruck gebracht. Verglichen damit ist die jetzt in Gundelsheim gezeigte Lagergrafik eher bescheiden. Für Museumsleiter Markus Lörz liegt der Wert dieser Sammlung woanders: „Für diese Ausstellung war uns wichtig, gerade die Werke, die dezidiert in den Lagern entstanden sind, als Zeitdokumente zu zeigen." Eine besondere Form der Grafik also, im Gegensatz zu denen, die später als künstlerische Reflexion zu diesem Themenkomplex entstanden sei, so der Museumsleiter.…
„Mich hat überrascht, was für ein Durchmarsch es wurde für „Anora““, bilanziert SWR-Filmkritiker Rüdiger Suchsland die Nacht der Oscar-Verleihungen in Los Angeles. Fünf Auszeichnungen für die Tragikomödie um eine Sex-Arbeiterin, die einen russischen Oligarchen-Sohn heiratet – das sei nicht zu erwarten gewesen. Ebenso wenig, dass Demi Moore, Hauptdarstellerin in „The Substance“, leer ausging. Oscar-Nacht ist kein Maßstab Insgesamt bewege sich Hollywood hin zu einem Kino der Weltflucht. „„Anora“ ist ja ein modernes Märchen – eine Art Aschenputtel-Story“, meint Rüdiger Suchsland. Allerdings dürfe man die Oscar-Nacht nicht als Maßstab nehmen für den Trend in der Filmindustrie. Das Weltkino suche momentan den Weg, zum nächsten großen Ding. „Die Zeit des Superhelden-Kino jedenfalls – „Captain Marvel“ und so – ist vorbei“, beobachtet der Filmkritiker. Zu sehen sei das an einem Film wie „Dune 2“, der fünf Mal nominiert war, aber nur zwei Mal gewann – und das nur in Spezialkategorien.…

1 Elternschaft ist nicht banal: „Eine zeitgemäße Form der Liebe“ von Katharina Bendixen 6:50
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„Parentale Prosa“ nennt die Leipziger Autorin Katharina Bendixen ihre neuen Erzählungen über das Dasein als Mutter und über Elternschaft. „Ich habe mich viel mit der Geschichte der Mutterliebe beschäftigt“, sagt sie im Gespräch mit SWR Kultur. Vor allem die Forschungserkenntnisse der französischen Soziologin Elisabeth Badinter findet sie inspirierend. Literatur hilft, um Realitäten auszuhalten In „Eine zeitgemäße Form der Liebe“ variiert Bendixen das Thema mit viel Fantasie. „Mir macht es Freude, Dinge ins Absurde zu kippen“, bekennt sie – und findet: Literatur kann helfen, die Realität besser zu verkraften. Ein Hintergedanke bei ihrem Schreiben sei, das Thema Elternschaft aus der Ecke des Banalen herauszuholen. Die Probleme, mit denen sich Väter und Mütter im Alltag auseinandersetzen müssen, seien schließlich „sehr politisch“, so die Autorin.…

1 „Wollstonecraft“ von Sarah Berthiaume am Theater Freiburg 4:04
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Probleme mit der Produktivität Marie, die Hauptfigur, hat einen Roman geschrieben – der ist den Kritikerinnen nicht feministisch genug. Jetzt steckt Marie in der Krise: „Was sagt das über mich aus, wenn ich so etwas hervorbringe? Bin ich vielleicht die schlechteste Feministin der ganzen Welt?“ Marie will jetzt wenigstens als Mutter produktiv sein, doch sie „produziert“ nur eine Fehlgeburt nach der anderen. „Und was mache ich jetzt mit meinen Produkten?“ fragt sie sich. „Ich bewahre die Miniföten im Kühlschrank auf.“ Was ist Kreation, was ist künstlich? Die Bühne ist eine Mischung aus Krematorium und Küche: Eine riesige schwarze Steinwand, mit großer Tür in der Mitte – die Tür zu einem futuristischen, übergroßen Kühlschrank, in dem Marie ihre Fehlgeburten aufbewahrt. Später wird sie die Miniföten in einen 3D-Drucker legen – und eine überraschend lebendige Schöpfung hervorbringen. „Es geht in dem Stück auf der einen Seite um die Frage von Mutterschaft und um die Frage von Kunst- und Kulturschaffen“, erläutert die Dramaturgin Tamina Theiß: „Dieses Stück ist sowohl eine Dystopie als auch eine Komödie. Letztlich geht es natürlich immer um die Frage: Wer ist schöpfend, wer ist Geschöpf, was ist gut, was ist böse, was ist Kreation, was ist künstlich? Und das hat die Autorin sehr schön in dieses Stück überführt.“ Erfolg mit sinnlosen Texten einer KI Witz und Leichtigkeit kommt über die Figur der Claire auf die Bühne, Maries Freundin. Sie verkauft Plastik-Haushaltswaren mit einer verlogen-feministischen Ideologie. Die Mengen an Plastik, die sie in die Welt bringt, werden später zum Problem. Komisch ist auch die Figur des Perceval, Maries Geliebtem, der Gedichte von der KI produzieren lässt. Mit deren künstlichen, sinnlosen Texten ist er ironischerweise erfolgreich. Viele Themen von Klimakatastrophe bis Gesellschaftskritik Es sind viele Themen und Genres, die in „Wollstonecraft“ zusammenkommen: Die Ungleichheit von Mann und Frau, die Klimakatastrophe, ein bisschen Science-Fiction, ein bisschen Gesellschaftskritik. Die Autorin Sarah Berthiaume hat eigene biografische Erfahrungen, Biografisches von Mary Shelley, der Autorin einer von „Frankenstein“ und von deren Mutter, der Feministin Mary Wollstonecraft in dem Stück verarbeitet. Alle Fäden laufen im wunderbaren Schlussmonolog zusammen: Unser Schöpfungsdurst ist unstillbar, wir können nichts dagegen tun. Wir erschaffen Projekte, Kunstwerke, Kinder. Und immer in der gleichen absurden Überzeugung, unsere Bemühungen werden zu etwas Gutem führen. Aber alle unsere Werke tragen die Handschrift des Monsters. Quelle: Marie in Sarah Berthiaumes „Wollstonecraft“ Maries menschgewordene Schöpfung aus dem 3D-Drucker ist zwar auch nur ein forderndes männliches Wesen, das Marie vom Schreiben abhält. Doch sie schafft es am Ende, ihr Monster zu lieben. Die Dystopie hat ein versöhnliches Ende.…

1 Eine künstlerische Stimme aus der Ukraine: Der Regisseur Stas Zhyrkov 3:33
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Seit Kriegsbeginn in der Ukraine inszeniert er vor allem im deutschsprachigen Raum. Zhyrkov befürchtet eine Kriegsgefahr für Europa. Für den 38jährigen bestimmen derzeit skrupellose Dealmaker die Weltgeschichte. Allen voran Donald Trump, den er für einen Diktator im noch demokratischen Amerika hält. Und der den russischen Präsidenten Putin in seiner Unberechenbarkeit völlig unterschätze. Eine apokalyptische Vorstellung Vor der Probebühne des Schauspiels Stuttgart sitzt das Ensemble um einen großen Tisch versammelt. Der ukrainische Regisseur Stas Zhyrkov versucht, deutlich zu machen, mit welcher Haltung die Gruppe spielen soll. Hauptsache überleben, alles andere sei egal, sie sollten durchdrehen, erst danach komme das Mitgefühl und alles weitere, erklärt Stas Zhyrkov den Schauspielerinnen und Schauspielern. Sie proben für das Stück „Willkommen am Ende der Welt“, das Marina Smilianets, die ukrainische Hausautorin, am Schauspiel Stuttgart geschrieben hat. Darin geht es um einen bevorstehenden Nuklearschlag. Jeder versucht noch schnell wichtige Dinge zu erledigen. Dann finden sich alle in einem Bunker wieder. Eine apokalyptische Vorstellung. Stas Zhyrkov sieht eine Kriegsgefahr für ganz Europa „Es geht um die Geschichte der Menschheit“, erklärt Stas Zyhrkov. „Es ist nicht die erste Apokalypse auf der Erde. Es ist, als ob alles zurückkommt und sich im Kreis dreht. Es wird sehr intensiv sein. Außerdem möchte ich eine wirklich gute Brücke zum Publikum bauen. Ich habe die Schauspieler gebeten, wirklich hart daran zu arbeiten, dass das Publikum ein Teil dieser Aufführung wird. Schließlich werden wir alle in diesem Bunker sein.“ Stas Zhyrkov sieht sogar eine Kriegsgefahr für ganz Europa, in einer Welt, in der immer Populisten die Demokratie in Gefahr bringen. Seit der 38-Jährige sein Land verlassen hat, beschäftigt er sich auf der Bühne vor allem mit dem Schicksal seiner Heimat. „Theater kann die Welt nicht verändern“, sagt Stas Zhyrkov. Er hofft, mit seinen aufwühlenden, aber oft auch humorvollen Inszenierungen trotzdem etwas zu bewirken: „Diese Idee, dass vielleicht drei, fünf, zehn Leute nach der Vorstellung etwas in ihren Köpfen verändert haben, das gibt mir die Möglichkeit, Theater zu machen.“ „In 10 oder 20 Jahren werden wir an eine völlig andere Welt glauben“ Für Stas Zhyrkov bestimmen derzeit skrupellose Dealmaker die Weltgeschichte. Allen voran Donald Trump, den er für einen Diktator im noch demokratischen Amerika hält und der den russischen Präsidenten Putin in seiner Unberechenbarkeit völlig unterschätze. „Ich denke, in den nächsten 10, 20 Jahren werden wir an eine völlig andere Welt glauben“, sagt Zhyrkov, „mit völlig anderen Vorstellungen von Moral. Es ist eine schwierige Zeit. Und jetzt ist die Frage für die starken Länder in Europa, was sie damit anfangen sollen.“ Hoffen auf Frieden, um wieder träumen zu können Das Schicksal der Ukraine solle Europa aufrütteln, so Stas Zhyrkov, der im März 2022 aus seiner Heimat floh, weil seine Wohnung von einer Bombe zerstört wurde. Damals leitete er das Left Bank Theatre in Kiew – eine der innovativsten Bühnen im Land. Schon früh knüpfte er Kontakte zu deutschen Theatern, die ihn daraufhin einluden. Vom zuständigen Ministerium bekam er die Genehmigung, auszureisen. Seither gilt er als wichtige künstlerische Stimme aus der Ukraine an deutschsprachigen Bühnen. Für sein Land sieht er nur Hoffnung, wenn es in eine starke europäische Verteidigungsarchitektur gegenüber Russland eingebunden werde. Derzeit lebe er nur im hier und jetzt, sagt er, – und hoffe auf Frieden, um wieder träumen zu können.…

1 CDU-Anfrage zu NGOs: Angriff auf die Zivilgesellschaft? 2:34
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Die 551 Fragen der Union sind äußerst ungewöhnlich Es ist schon verwunderlich, dass es die kleine Anfrage der Unionsfraktion überhaupt zur Drucksache im Bundestag geschafft hat. in den Fraktionen weiß man nämlich, dass die Bundestagsverwaltung derart umfangreiche und skurrile Anfragen in der Regel gar nicht erst zur Beantwortung an die Bundesregierung durchlässt. Hier ist es aber geschehen. Und die 551 Fragen der Union sind tatsächlich äußerst ungewöhnlich, nicht nur in Sprache und Stil, sondern auch im Inhalt. Eine Kostprobe aus der Anfrage, Frage 68: „Haben die Kampagnen des Vereins Omas gegen Rechts Deutschland e. V. nach Einschätzung der Bundesregierung direkte Auswirkungen auf Wahlergebnisse oder politische Entscheidungen?“ Na, was meinen Sie? Haben die Omas gegen Rechts an den Wahlurnen geschraubt? Hätte Friedrich Merz ohne die Omas eine absolute Mehrheit? Ist das Bundesinnenministerium von den Omas unterwandert? Es geht darum, die Arbeit von Demokratie-Initiativen und Medien zu delegitimieren Eines muss klar sein: Wer diese Fragen stellt, hat kein Interesse an Antworten. Es geht um etwas anderes. Wenn die Union etwa mit einer weiteren Frage suggeriert, der Verein netzwerk recherche, in dem sich Investigativjournalisten organisieren, würde „gezielt politische Gegner diskreditieren oder diffamieren“, geht es ihr offenbar darum, die Arbeit von Demokratie-Initiativen und Medien zu delegitimieren. Das soll vor allem einschüchtern. Man muss befürchten, dass die Union es in der kommenden Bundesregierung nicht nur bei solchen Anfragen belässt, sondern zivilgesellschaftliche Strukturen des Zusammenhalts angreifen wird. Die Union verabschiedet sich zusehends von der demokartischen Mitte Die CSU hat in ihrer „Bayern-Agenda“ zur Bundestagswahl bereits angekündigt, alle „Förderungen von Nicht-Regierungsorganisationen durch die Bundesregierung auf den Prüfstand zu stellen“. Es dürfe keine „Finanzierung linker Vorfeldorganisationen durch Steuermittel“ geben. Damit verabschiedet die Union sich zusehends von der demokratischen Mitte. Jüngst kritisierte Irmgard Braun-Lübcke, die Witwe des ermordeten CDU-Politikers Walter Lübcke, Friedrich Merz für seine Entgleisungen gegenüber der Zivilgesellschaft. Nach der Ermordung ihres Mannes habe es „ein starkes gesellschaftlich breites Bekenntnis zu unserer Demokratie und ihren Werten“ gegeben. Dieses Bündnis greift die Union jetzt offen an. Die Zeit ist gekommen, die Zivilgesellschaft zu schützen Umso wichtiger ist es jetzt, dagegenzuhalten. Zum einen müssen wir als Zivilgesellschaft klar machen, dass wir nie neutral sind und es auch nicht sein dürfen. Ein von der Union gefordertes Neutralitätsgebot gibt es für die Zivilgesellschaft nicht. Im Gegenteil: Sie muss wertebasiert handeln. Zum anderen ist die Zeit gekommen, die Zivilgesellschaft zu schützen: Mit Spenden, mit Tatkraft und mit Zuspruch. In Zeiten der Härte braucht es mehr Zärtlichkeit untereinander. Und: Wer als nächstes von der Union ins Visier genommen wird, sollte das vielleicht sogar als Auszeichnung verstehen.…

1 Friedrich Eberts Erbe: „Eine Demokratie mit Perspektiven“ 5:24
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Vor 100 Jahren ist Friedrich Ebert gestorben, der erste Reichspräsident der Weimarer Republik. Eine Ausstellung in der Friedrich Ebert Gedenkstätte in Heidelberg blickt auf alles, was nach seinem Tod kam. Der Geschäftsführer Bernd Braun weiß vor allem um Eberts demokratisches Erbe, das Suchen nach Kompromissen: „Es regierten damals durchgängig Minderheitenregierung und das erforderte stets das Gespräch mit allen“.…

1 Chris Reiter und Will Wilkes – Totally kaputt? Wie Deutschland sich selbst zerlegt | Buchkritik 4:09
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Der Amerikaner Chris Reiter und der Brite Will Wilkes arbeiten seit Jahren als Wirtschaftskorrespondenten in Deutschland. Reiter hat außerdem väterlicherseits Verwandte hier und ist mit einer Deutschen verheiratet, Wilkes kam bereits mit siebzehn Jahren zum ersten Mal hierher und studierte später Deutsch. Ihr Buch „Totally kaputt? Wie Deutschland sich selbst zerlegt“, entstand aber, wie der Titel nahelegen könnte, nicht in dem Wunsch, rumzumeckern: Wir möchten Licht auf die sich verdüsternden Zukunftsaussichten und den gefährdeten sozialen Zusammenhalt werfen – nicht aus Schadenfreude, sondern als konstruktiven Beitrag zu einer sich intensivierenden Debatte darüber, welchen Weg die Führungsmacht Europas in Zukunft einschlagen wird. Wir appellieren an die deutschen Bürger, zu der gemeinsamen Unerschrockenheit zurückzufinden, mit der ein Weg aus den Zerstörungen der Nazizeit gebahnt werden konnte. Quelle: Chris Reiter und Will Wilkes – Totally kaputt? Wie Deutschland sich selbst zerlegt Was hält Deutschland nach den Jahren des Wachstums noch zusammen? Bereits nach Kriegsende bildete sich heraus, was nach Ansicht der beiden Journalisten Hauptursache für die Misere ist: Nur wachsender Wohlstand hielt das Land zusammen. Nun aber sei es vorbei mit dem Wachstum. Der Sozialhaushalt, der Preis für den Zusammenhalt, schrumpfe und es trete die Spaltung der Gesellschaft immer deutlicher zutage. Reiter und Wilkes zeigen zunächst die Ursachen auf, die zum wirtschaftlichen Abstieg führten, wobei sie immer veranschaulichende Reportageelemente und Lösungsvorschläge einbauen, was das Buch auch für wirtschaftliche Laien gut lesbar macht. Vieles ist bekannt: übermäßige Bürokratisierung, mangelnde Digitalisierung, eklatante Fehlentscheidungen bei Autoindustrie und Deutscher Bahn, Vernachlässigung der Infrastruktur. Und schließlich die falsche Einschätzung der Bedrohung durch Russland, die zu einem energiepolitischen Desaster und der Vernachlässigung der Bundeswehr geführt hat. Alles geschah den Autoren zufolge vor dem gleichen Hintergrund – die Deutschen mögen keine Veränderung. Merkel hätte vor der Wahl 2005 sehr wohl im Blick gehabt, dass Deutschland umfassenden Wandel brauche, aber diese Forderung kostete sie Stimmen: Merkel und ihr Team nahmen sich diese Lektion zu Herzen. Von nun an war sie eine andere Politikerin und stand nicht mehr für Wandel, sondern für Stabilität. Quelle: Chris Reiter und Will Wilkes – Totally kaputt? Wie Deutschland sich selbst zerlegt Wie die gesellschaftliche Spaltung überwinden? Außen-, Energie- und Klimapolitik seien bis heute kurzfristiger Vermehrung des Wohlstandes verpflichtet und es wurde das Ziel verfehlt, Deutschland langfristig wirtschaftlich fit zu machen, urteilen die beiden. So vergrößerte sich die Schere zwischen Arm und Reich, das Bildungssystem ermögliche keinen sozialen Aufstieg, das Gesundheitssystem begünstige Wohlhabende und vor allem sei durch bürokratische Vorgaben und Steuern für die Mehrheit der Menschen anders als in anderen EU-Ländern kein Wohneigentum mehr möglich. Da wollen Reiter und Wilkes ansetzen – mit einem großangelegten, partizipativen Programm für preiswerten Wohnraum, das die gesellschaftliche Spaltung überwinden helfen soll. Die groben Linien skizzieren sie im Buch. Das Programm bietet eine Hilfestellung bei der Vermögensbildung und könnte zugleich die soziale Ungleichheit bekämpfen. Die Gesellschaft würde auch indirekt davon profitieren, da zusätzlicher Wohnraum den Wohnungsmarkt entspannt. Darüber hinaus würde es die Stimmung im Land heben, denn es wäre ja ein Beleg dafür, dass Fortschritt im traditionsverhafteten Deutschland doch möglich ist. Quelle: Chris Reiter und Will Wilkes – Totally kaputt? Wie Deutschland sich selbst zerlegt Reformen der Vermögens- und Erbschaftssteuer Finanzieren wollen sie das Ganze über Reformen der Vermögens- und Erbschaftssteuer. Ein neues Deutschland während einer sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Krise aufzubauen, wird nicht leicht vonstattengehen. Aber was ist die Alternative? Wenn man diese Probleme nicht angeht, öffnet man den völkischen Nationalisten die Tore noch weiter. Quelle: Chris Reiter und Will Wilkes – Totally kaputt? Wie Deutschland sich selbst zerlegt Chris Reiters und Will Wilkes' Buch “Totally kaputt. Wie Deutschland sich selbst zerlegt“ macht noch weitere Reformvorschläge und es wäre wünschenswert, dass Politik und Gesellschaft sie diskutieren.…

1 Vom Klang der Tischtennisbälle - die Klangkünstlerin Lenora de Barros 4:02
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Lenora de Barros verwandelt Sprache und Klänge in Videotext-Gedichte, Sound-Installationen, Filme, Fotografien und Live-Performances. Sie ist aktuell eine der weltweit wichtigsten Vertreterinnen der sogenannten „Konkreten Poesie“. Der Badische Kunstverein widmet ihr jetzt die erste umfangreiche Einzelausstellung in Deutschland.…
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