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Glosse: Was darf Kultur? Wenn Gipfelstürmer Petrarca auf Markus Lanz trifft

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Eine Bergbeschreibung getrieben von Begierde

Vor ein paar Monaten, zwischen Weihnachten und Neujahr, verbrachte ich mit meiner Familie ein paar Tage in Avignon. Wie es dort zur Kultur dazugehört – jedenfalls sagte das mein Reiseführer – ließ ich mich von der lokalen Küche begeistern und verputzte ein paar Froschschenkel. Als begeisterter Europäer mit einer ausgeprägten Frankophilie, dachte ich, das müsse jetzt mal sein. Es schmeckte, ich war happy. Kurz darauf, der Himmel blau und kein Wölkchen in Sicht, konnte ich vom Papstpalast aus in der Ferne auf den Mont Ventoux blicken, jenem Berg also, den Francesco Petrarca einst einfach so bestieg, ohne konkreten Grund – getrieben einzig „von der Begierde“, wie er schrieb, „diese Höhenregion mit eigenen Augen zu sehen“. Da schaute ich auf den Berg und – verzeihen Sie mir mein Pathos – schon der Blick machte mich mehr als happy: So ein Glück, dachte ich, dass der da damals raufmarschiert ist und die Entwicklung dessen, was die europäische Kultur ausmacht, auf eine neue Stufe gehoben hat.

Zeitwort: Petrarca besteigt den Mont Ventoux

Würde Petrarca heute mit den Augen rollen?

Und was für ein Glück auch, dass ich – wenn ich es schon nicht verstehen, so doch wenigstens ein bisschen ahnen kann – welche wundervollen, bewegenden Kunst- und Kultur-Hervorbringungen auf Petrarcas eigentlich schlichte Entscheidung zum Gipfelsturm folgten: von der Sixtinischen Kapelle über den einleitenden G-Dur-Akkord in Beethovens 4. Klavierkonzert bis in die Gegenwart. Wenn in arg verzwergten Diskussionen Kultur zum milliardsten Mal mit schlichtem Brauchtum verwechselt wird, etwa dem Verzehr einschlägiger Würstchen- oder Biersorten, dann stelle ich mir Petrarca vor, wie er bei Markus Lanz sitzt, frustriert mit den Augen rollt und sagt, dass er wegen solch würstchenhafter Plattitüden nicht da hochgekraxelt sei. Außerdem, so Petrarca, sei auch die Fähigkeit des bloßen Aufsagens eines Gedichts, etwa aus der Feder des geschätzten Kollegen Goethe, ja ganz schön, aber auch nicht viel wert, wenn es nur ums bloße Aufsagen geht und nicht darum, dass man zulässt, nach dem Lesen des Gedichts womöglich ein anderer zu sein. „Da“, so Petrarca zum erstaunten Markus Lanz, „müsse man sich mal ehrlich machen“.

Auch der Kulturmensch ist dem Menschen ein Wolf

Natürlich hat, jenseits der gefühlt neun Millionen Kulturbegriffe, schon das Wort „Kultur“ für mich als Musiker einen zunächst durchweg positiven Klang. Dennoch: bei all dem gerade bejubelten Wahren, Schönen und Guten – nie darf vergessen werden, dass auch weit entwickelte Kulturen die dunkelsten Seiten des Menschen zu Tage treten lassen können. Leider ist auch der Kulturmensch dem Menschen ein Wolf. Kultur, das ist also weder nur das Würstchen noch nur der Ablenkung versprechende Musentempel. Kultur – das sind wir. Wir können schön sein und wir können gefährlich sein. Im Sommer, das habe ich mir vorgenommen, will ich wieder zum Mont Ventoux. Auf den Gipfel schaffe ich es sicher nicht, aber ich werde es wenigstens mal versuchen.
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Vor ein paar Monaten, zwischen Weihnachten und Neujahr, verbrachte ich mit meiner Familie ein paar Tage in Avignon. Wie es dort zur Kultur dazugehört – jedenfalls sagte das mein Reiseführer – ließ ich mich von der lokalen Küche begeistern und verputzte ein paar Froschschenkel. Als begeisterter Europäer mit einer ausgeprägten Frankophilie, dachte ich, das müsse jetzt mal sein. Es schmeckte, ich war happy. Kurz darauf, der Himmel blau und kein Wölkchen in Sicht, konnte ich vom Papstpalast aus in der Ferne auf den Mont Ventoux blicken, jenem Berg also, den Francesco Petrarca einst einfach so bestieg, ohne konkreten Grund – getrieben einzig „von der Begierde“, wie er schrieb, „diese Höhenregion mit eigenen Augen zu sehen“. Da schaute ich auf den Berg und – verzeihen Sie mir mein Pathos – schon der Blick machte mich mehr als happy: So ein Glück, dachte ich, dass der da damals raufmarschiert ist und die Entwicklung dessen, was die europäische Kultur ausmacht, auf eine neue Stufe gehoben hat.

Zeitwort: Petrarca besteigt den Mont Ventoux

Würde Petrarca heute mit den Augen rollen?

Und was für ein Glück auch, dass ich – wenn ich es schon nicht verstehen, so doch wenigstens ein bisschen ahnen kann – welche wundervollen, bewegenden Kunst- und Kultur-Hervorbringungen auf Petrarcas eigentlich schlichte Entscheidung zum Gipfelsturm folgten: von der Sixtinischen Kapelle über den einleitenden G-Dur-Akkord in Beethovens 4. Klavierkonzert bis in die Gegenwart. Wenn in arg verzwergten Diskussionen Kultur zum milliardsten Mal mit schlichtem Brauchtum verwechselt wird, etwa dem Verzehr einschlägiger Würstchen- oder Biersorten, dann stelle ich mir Petrarca vor, wie er bei Markus Lanz sitzt, frustriert mit den Augen rollt und sagt, dass er wegen solch würstchenhafter Plattitüden nicht da hochgekraxelt sei. Außerdem, so Petrarca, sei auch die Fähigkeit des bloßen Aufsagens eines Gedichts, etwa aus der Feder des geschätzten Kollegen Goethe, ja ganz schön, aber auch nicht viel wert, wenn es nur ums bloße Aufsagen geht und nicht darum, dass man zulässt, nach dem Lesen des Gedichts womöglich ein anderer zu sein. „Da“, so Petrarca zum erstaunten Markus Lanz, „müsse man sich mal ehrlich machen“.

Auch der Kulturmensch ist dem Menschen ein Wolf

Natürlich hat, jenseits der gefühlt neun Millionen Kulturbegriffe, schon das Wort „Kultur“ für mich als Musiker einen zunächst durchweg positiven Klang. Dennoch: bei all dem gerade bejubelten Wahren, Schönen und Guten – nie darf vergessen werden, dass auch weit entwickelte Kulturen die dunkelsten Seiten des Menschen zu Tage treten lassen können. Leider ist auch der Kulturmensch dem Menschen ein Wolf. Kultur, das ist also weder nur das Würstchen noch nur der Ablenkung versprechende Musentempel. Kultur – das sind wir. Wir können schön sein und wir können gefährlich sein. Im Sommer, das habe ich mir vorgenommen, will ich wieder zum Mont Ventoux. Auf den Gipfel schaffe ich es sicher nicht, aber ich werde es wenigstens mal versuchen.
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