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Christoph Ransmayr – Unter einem Zuckerhimmel. Balladen und Gedichte

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Ransmayrs biographisches Bekenntnis: Mutter und Magd haben ihm singend die Dichtung nahegebracht

Am Anfang also der Gesang. Christoph Ransmayr eröffnet seinen Gedicht- und Balladenband „Unter einem Zuckerhimmel“ mit einem biographischen Bekenntnis. Ein Chor der Frauen habe ihm die Dichtung nahegebracht, Mutter und Magd singend beim Reinigen des Bodens. Erst dann kam die Schrift dazu übers Sortieren des Alphabets in der Buchstabensuppe. Aber immer blieb sie mehr Partitur als nur bloßes Zeichen. Wer die Romane von Christoph Ransmayr kennt vom frühen „Die Schrecken des Eises und der Finsternis“ über den Erfolgsroman „Die letzte Welt“, das düstere „Morbus Kitahara“, dem leichtfüßigen „Cox“ bis zum apokalyptischen „Fallmeister“ weiß, das Ransmayrs Prosa klingt, manchmal zart, aber auch manchmal lärmend, als würde der Sturmwind hindurchblasen. Ransmayr beherrscht alle Register.

Ransmayrs Freund Anselm Kiefer hat sich von den Texten zu über 65 Aquarellen inspirieren lassen

In diesem Gedichtband dominieren die leiseren Töne. Der aufwendig gestaltete Prachtband versammelt 13 Texte, manche eine Seite lang, manche bis zu acht. Und in freien Rhythmen geschrieben. Der Freund Anselm Kiefer hat sich von ihnen zu über 65 Aquarellen inspirieren lassen, die den Texten beigegeben sind. Aber eben nicht nur. Die Verse selbst sind - ganz typisch Kiefer - Teil der Aquarelle. In der wunderbar gestalteten Ausgabe erkennt man noch das Skizzenbuch des Malers, der Christoph Ransmayr durchgehend eindeutscht zu Ransmeyer mit „eyer“. Es betont das Vorläufige, Erprobende, das auch Ransmayr selbst in seinem Vorwort für sich in Anspruch nimmt. Er wolle nicht „den Versuch machen, es großen Dichtern nachzutun oder gar zu ihnen aufzuschließen, sondern in dankbarer Erinnerung daran, dass die ersten und mit ihnen einige der eindrucksvollsten Geschichten meines Lebens Lieder waren, Gesänge, an die ich mich erinnern werde, bis mein Gedächtnis erlischt.“

Mythos und Gegenwart sind bei Ransmayr immer verschränkt

Das erste Gedicht heißt „Odysseus“. Aber der liegt im Krankenhaus, wartet auf seine Blutwerte und träumt schon wieder von künftigen Reisen. Mythos und Gegenwart sind bei Ransmayr immer verschränkt, nie stehen wir nur auf unseren Beinen, immer auch auf den Schultern von Riesen. Aber dieser Odysseus scheint älter geworden, gefährdet, die künftigen Ziele vielleicht nur die letzten, unrealisierbaren Träume. Wir spüren Vergänglichkeit in diesen Zeilen, die großen Taten sind getan. Aber ist er darum schon zuhause angekommen? Odysseus antwortet offen: Vielleicht ist das zerstörte Troja die eigentliche Heimat? „Ein Knäuel von Routen der Heimkehr,
die am Ende vielleicht
alle zurückführen
in die Ruinen von Troja.“
In den Krieg. Man weiß, Christoph Ransmayr lebt auch eine nomadische Existenz, er bereist die Länder der Welt, geht an Grenzen, überschreitet sie. Das wunderbare Reisebuch „Atlas eines ängstlichen Mannes“ hat davon Zeugnis abgelegt. Jetzt erzählt dieser Gedichtband davon, was diese Extreme mit einem machen, wenn nicht nur das ehemalige Zuhause sich verändert hat, sondern auch der Heimkehrer. Und vielleicht ist dies einer der Gründe, warum Homers Odysseus nach seiner Rückkehr die einstige Heimat in ein Schlachtfeld verwandelt. Christoph Ransmayr würde ihn verstehen. Nicht von ungefähr heißt ein Theaterstück von ihm: „Odysseus, Verbrecher“. Für Christoph Ransmayr ist die griechische Mythologie immer lebendig geblieben, die Götter jedoch längst – wie es im Gedicht: „Ruhestätte, unauffindbar“ heißt: „trauernde Götter,
die ihren lange unentschiedenen Kampf
gegen die Idole der Christenheit
am Ende doch verloren.“

Es ist die unbeseelte, die nackte Natur selbst, die Ransmayrs Schreiben prägt

Sie haben sich zurückgezogen, die Götter. Und so ist es die unbeseelte, die nackte Natur selbst, die Ransmayrs Schreiben prägt. Und nicht irgendeine Idylle, sondern die menschenfeindliche, dort wo wir auf Dauer nicht überleben können. „Nachrichten aus der Höhe“ heißt ein Gedicht und folgt einem Auf- und Abstieg im Gebirge. Es könnte auch Nachrichten aus der Hölle heißen. „weil dort oben, ganz oben,
Höhe und Tiefe eins
und ununterscheidbar werden.“
Die vier Elemente, Feuer, Erde, Wasser, Luft, sind das wahre Spielmaterial für Ransmayrs Gedichte. Himmel und Erde sind – bis auf wenige Ausnahmen – menschenleer. Ransmayr folgt einer Ästhetik des Erhabenen, aber keiner der Fülle, der Überwältigung, sondern einer der Leere. Der Mensch spielt in ihr keine Rolle. In seinen Gedichten lernen wir Demut, aber keine Hoffnung. Was zählt, ist Menschengeschichte unter der Perspektive der steinernen Natur, der Bergwelt, der Wüste. Wir sind klein. In diesen Gedichten verbinden sich individuelle, biographische Erfahrungen von Vergänglichkeit mit der Endlichkeit des Menschengeschlechts.

Wie in den Texten so auch in Kiefers Aquarellen: Landschaften, Seen, Wüsten, aber keine Menschen

Und Kiefers Aquarelle sind kongenial. Wasser, Farben, metallen, rostig, erdhaft, und Zufall ihre wesentlichen Bestandteile. Sie illustrieren die Gedichte gar nicht, sondern liefern vielmehr den Grund, in den sich die Schrift erst einschreibt. Sie wirken wie Landschaften, Seen, Wüsten. Aber auch hier: keine Menschen. Es scheint ein kalter Wind durch dieses schöne Buch zu wehen. Aber dann ist da doch ein Wir, ein Gegenüber, und ein gemeinsamer Aufbruch, dem die anrührendsten Verse gelten: „bis unser Bett, in dem wir
zwischen Federkissen, Gischt und Daunen,
Schaumkronen, Sandwirbeln,
Decken aus Kaschmir und Schnee
geborgen sind,
eine Ruhestatt im Netz der Längen- und Breitengrade
sachte erschüttert, gehoben! wird
und langsam und unaufhaltsam
zu fliegen beginnt.
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Ransmayrs biographisches Bekenntnis: Mutter und Magd haben ihm singend die Dichtung nahegebracht

Am Anfang also der Gesang. Christoph Ransmayr eröffnet seinen Gedicht- und Balladenband „Unter einem Zuckerhimmel“ mit einem biographischen Bekenntnis. Ein Chor der Frauen habe ihm die Dichtung nahegebracht, Mutter und Magd singend beim Reinigen des Bodens. Erst dann kam die Schrift dazu übers Sortieren des Alphabets in der Buchstabensuppe. Aber immer blieb sie mehr Partitur als nur bloßes Zeichen. Wer die Romane von Christoph Ransmayr kennt vom frühen „Die Schrecken des Eises und der Finsternis“ über den Erfolgsroman „Die letzte Welt“, das düstere „Morbus Kitahara“, dem leichtfüßigen „Cox“ bis zum apokalyptischen „Fallmeister“ weiß, das Ransmayrs Prosa klingt, manchmal zart, aber auch manchmal lärmend, als würde der Sturmwind hindurchblasen. Ransmayr beherrscht alle Register.

Ransmayrs Freund Anselm Kiefer hat sich von den Texten zu über 65 Aquarellen inspirieren lassen

In diesem Gedichtband dominieren die leiseren Töne. Der aufwendig gestaltete Prachtband versammelt 13 Texte, manche eine Seite lang, manche bis zu acht. Und in freien Rhythmen geschrieben. Der Freund Anselm Kiefer hat sich von ihnen zu über 65 Aquarellen inspirieren lassen, die den Texten beigegeben sind. Aber eben nicht nur. Die Verse selbst sind - ganz typisch Kiefer - Teil der Aquarelle. In der wunderbar gestalteten Ausgabe erkennt man noch das Skizzenbuch des Malers, der Christoph Ransmayr durchgehend eindeutscht zu Ransmeyer mit „eyer“. Es betont das Vorläufige, Erprobende, das auch Ransmayr selbst in seinem Vorwort für sich in Anspruch nimmt. Er wolle nicht „den Versuch machen, es großen Dichtern nachzutun oder gar zu ihnen aufzuschließen, sondern in dankbarer Erinnerung daran, dass die ersten und mit ihnen einige der eindrucksvollsten Geschichten meines Lebens Lieder waren, Gesänge, an die ich mich erinnern werde, bis mein Gedächtnis erlischt.“

Mythos und Gegenwart sind bei Ransmayr immer verschränkt

Das erste Gedicht heißt „Odysseus“. Aber der liegt im Krankenhaus, wartet auf seine Blutwerte und träumt schon wieder von künftigen Reisen. Mythos und Gegenwart sind bei Ransmayr immer verschränkt, nie stehen wir nur auf unseren Beinen, immer auch auf den Schultern von Riesen. Aber dieser Odysseus scheint älter geworden, gefährdet, die künftigen Ziele vielleicht nur die letzten, unrealisierbaren Träume. Wir spüren Vergänglichkeit in diesen Zeilen, die großen Taten sind getan. Aber ist er darum schon zuhause angekommen? Odysseus antwortet offen: Vielleicht ist das zerstörte Troja die eigentliche Heimat? „Ein Knäuel von Routen der Heimkehr,
die am Ende vielleicht
alle zurückführen
in die Ruinen von Troja.“
In den Krieg. Man weiß, Christoph Ransmayr lebt auch eine nomadische Existenz, er bereist die Länder der Welt, geht an Grenzen, überschreitet sie. Das wunderbare Reisebuch „Atlas eines ängstlichen Mannes“ hat davon Zeugnis abgelegt. Jetzt erzählt dieser Gedichtband davon, was diese Extreme mit einem machen, wenn nicht nur das ehemalige Zuhause sich verändert hat, sondern auch der Heimkehrer. Und vielleicht ist dies einer der Gründe, warum Homers Odysseus nach seiner Rückkehr die einstige Heimat in ein Schlachtfeld verwandelt. Christoph Ransmayr würde ihn verstehen. Nicht von ungefähr heißt ein Theaterstück von ihm: „Odysseus, Verbrecher“. Für Christoph Ransmayr ist die griechische Mythologie immer lebendig geblieben, die Götter jedoch längst – wie es im Gedicht: „Ruhestätte, unauffindbar“ heißt: „trauernde Götter,
die ihren lange unentschiedenen Kampf
gegen die Idole der Christenheit
am Ende doch verloren.“

Es ist die unbeseelte, die nackte Natur selbst, die Ransmayrs Schreiben prägt

Sie haben sich zurückgezogen, die Götter. Und so ist es die unbeseelte, die nackte Natur selbst, die Ransmayrs Schreiben prägt. Und nicht irgendeine Idylle, sondern die menschenfeindliche, dort wo wir auf Dauer nicht überleben können. „Nachrichten aus der Höhe“ heißt ein Gedicht und folgt einem Auf- und Abstieg im Gebirge. Es könnte auch Nachrichten aus der Hölle heißen. „weil dort oben, ganz oben,
Höhe und Tiefe eins
und ununterscheidbar werden.“
Die vier Elemente, Feuer, Erde, Wasser, Luft, sind das wahre Spielmaterial für Ransmayrs Gedichte. Himmel und Erde sind – bis auf wenige Ausnahmen – menschenleer. Ransmayr folgt einer Ästhetik des Erhabenen, aber keiner der Fülle, der Überwältigung, sondern einer der Leere. Der Mensch spielt in ihr keine Rolle. In seinen Gedichten lernen wir Demut, aber keine Hoffnung. Was zählt, ist Menschengeschichte unter der Perspektive der steinernen Natur, der Bergwelt, der Wüste. Wir sind klein. In diesen Gedichten verbinden sich individuelle, biographische Erfahrungen von Vergänglichkeit mit der Endlichkeit des Menschengeschlechts.

Wie in den Texten so auch in Kiefers Aquarellen: Landschaften, Seen, Wüsten, aber keine Menschen

Und Kiefers Aquarelle sind kongenial. Wasser, Farben, metallen, rostig, erdhaft, und Zufall ihre wesentlichen Bestandteile. Sie illustrieren die Gedichte gar nicht, sondern liefern vielmehr den Grund, in den sich die Schrift erst einschreibt. Sie wirken wie Landschaften, Seen, Wüsten. Aber auch hier: keine Menschen. Es scheint ein kalter Wind durch dieses schöne Buch zu wehen. Aber dann ist da doch ein Wir, ein Gegenüber, und ein gemeinsamer Aufbruch, dem die anrührendsten Verse gelten: „bis unser Bett, in dem wir
zwischen Federkissen, Gischt und Daunen,
Schaumkronen, Sandwirbeln,
Decken aus Kaschmir und Schnee
geborgen sind,
eine Ruhestatt im Netz der Längen- und Breitengrade
sachte erschüttert, gehoben! wird
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